Ist das Naivität oder Berechnung bei der Piusbruderschaft?

 ■ Was ist Naivität? Gewöhnlich umschreiben wir mit diesem Begriff ein Verhalten, welches eine Natürlichkeit und Unbefangenheit an den Tag legt. Jemand sieht nicht, dass die Realität viel komplizierter ist als er es sich vorstellt, und erkennt etwa wegen seiner idealistischen Verträumtheit oder dem Fehlen eines hinreichenden Realitätssinnes nicht, dass auf ihn von dieser oder jener Seite oder von dieser oder jener Person so manche große Gefahr lauert, die ihm nennenswerten Schaden zufügen könnte.
Um einiges bedenklicher bzw. viel gefährlicher wird aber die Naivität, wenn jemand zwar bereits selbst ahnt oder sogar merkt, dass er entweder viel zu einfältig die Welt betrachtet oder dass für ihn von einer bestimmten Seite eine konkrete und nicht zu übersehende Gefahr aufkommt, dann aber dies dennoch aus irgendeinem, meistens emotionalen, Grund nicht wirklich wahr haben will und sich in der Folge dem letztendlich schicksalshaften Wahn ergibt, alle meinten es ja nur gut mit ihm und böse Menschen gäbe es ja nicht. Und das kann man dann schon wirklich als Torheit bzw. als schuldhafte Dummheit bezeichnen.
In der August 2010 Ausgabe des “Mitteilungsblattes für den deutschen Sprachraum” (MB) der Priesterbruderschaft St. Pius X. ist auf S. 30-33 unter der Rubrik “Neues aus Rom” zunächst zu lesen: “Es kommt durchaus vor, dass Katholiken, welche die veränderte landessprachliche Messform (NOM) gewohnt sind, Messen der Priesterbruderschaft St. Pius X. besuchen, dort zur Kommunion gehen und die Handkommunion fordern”. Dann wird berichtet, wie eine solcher “Katholiken”, die in einer der Kapellen der Piusbruderschaft (PB) einer Erstkommunion beiwohnte, sich lautstark darüber aufregte, dass ihr da “das Recht auf Handkommunionempfang” verweigert wurde.
Weiter heißt es im MB: “Deshalb ist die folgende Antwort von Rom von großer Wichtigkeit: Ein Gläubiger der Priesterbruderschaft St. Pius X. (Name ist der Redaktion bekannt) hat bei der Commission Ecclesia Dei angefragt, ob man im außerordentlichen Ritus (sprich die tridentinische Messe) die Handkommunion verlangen kann. Also genau der beschriebene Fall. Die Antwort Roms ist eindeutig! Wie man dem Abdruck des Schreibens entnehmen kann, fehlen sowohl eine Unterschrift als auch eine Protokollnummer.”
Zunächst muss hier vermerkt werden, dass die “neue Messe” Pauls VI. mehrere Häresien enthält und somit fundamental mit der authentischen katholischen Messopfertheologie bricht, wie sie z.B. auf dem Konzil von Trient feierlich verkündet wurde. Diese “Messe”, mir der das überlieferte Messopfer der katholischen Kirche praktisch gänzlich ersetzt werden sollte, wird im betreffenden Bericht der PB zunächst auf eine gewaltig verharmlosende Weise nur als “die veränderte landessprachliche Messform (NOM)” genannt. Auf diese Weise entsteht vor allem bei einem Leser, der theologisch nicht unbedingt geschult ist, der Eindruck, als ob es sich bei dieser postkonziliaren liturgischen Zeremonie, die der protestantischen Mahlfeier bedenklich nahe kommt (was sowohl viele Protestanten selbst, als auch nicht wenige “katholische” Theologen unbefangen zugeben) lediglich um eine etwa nur leicht “veränderte” und eben in der jeweiligen Landessprache vorgetragene Form derselben Messe handele! Ist diese sträflich verharmlosende Darstellung der modernistischen “Eucharistiefeier” nur Ausdruck der “normalen” Naivität oder verbirgt sich dahinter bei den Verantwortlichen der PB eine Intention, die alles andere als ungefährlich ist?
Ferner bezeichnet das MB dieses traurige Ergebnis der modernistischen “Liturgiereform”, das zudem in den letzten vier Jahrzehnten extrem viele negative Folgen für den Glauben zahlreicher Gläubigen hervorgerufen hat, wiederum nur als den “außerordentlichen Ritus (sprich die tridentinische Messe)”. Indem also die PB nahtlos die Terminologie der Modernisten übernimmt, erweckt sie ebenfalls den Eindruck, als ob sie ohne weiteres zustimmen würde, dass die “tridentinische Messe” tatsächlich nur in Ausnahmefällen (“außerordentlich”) zu feiern sei, wobei die Regel bzw. die Norm aber darin bestehe, den häretischen “Novus Ordo Missae” zu zelebrieren.
Mit der kommentar- und somit widerspruchslosen Übernahme der Terminologie der Modernisten legitimiert die PB indirekt praktisch auch deren Ansichten, die offenkundig auf die Unterdrückung des wahren Messopfers ausgerichtet sind! Wie viel Naivität muss man denn besitzen, um die eigentlichen Intentionen der Zerstörer des überlieferten, heiligen, katholischen und apostolischen Glaubens und des wahren Messopfers nicht zu erkennen, die im heutigen Vatikan sitzen und dort höchste “Ämter” innehaben? Oder bereitet man auf diese Weise das eigene Volk schleichend auf etwas vor, was man aus taktischen Gründen so direkt (noch) nicht sagen möchte?
Was aber im betreffenden Bericht des MB dann folgt, übertrifft alles bisher Dargelegte! “P. Weishaupt, Doktor des Kirchenrechts” führt aus: “Es fällt auf, dass das Antwortschreiben weder mit einer Protokollnummer versehen ist, noch eine Unterschrift trägt. Das Schreiben trägt nur den Stempel der Päpstlichen Kommission ‘Ecclesia Die’ ”
Man würde an dieser Stelle erwarten, dass nun der logische Hinweis darauf erfolgt, dass ein nicht unterschriebenes Schreiben als ein nutzloses und weiter nichts aussagendes Schreiben eingeordnet werden muss, dem kein weiteres Gewicht beizumessen ist. So jedenfalls im weltlichen Recht ...und in Entsprechung zum gesunden Menschenverstand! Aber weit gefehlt, nicht so bei der glorreichen PB!
Bei ihr wird dies so interpretiert: “Damit wird zweierlei deutlich: 1. Das Fehlen der Unterschrift zeigt, dass es sich um eine Antwort an eine private Person handelt, nicht an einen kirchlichen Amtsträger, etwa an einen Bischof.” Absurder geht es wohl kaum! Wo steht es denn geschrieben, dass “eine Antwort an eine private Person” keine Unterschrift zu tragen habe, sondern nur eine solche “an einen kirchlichen Amtsträger, etwa an einen Bischof”? Wird denn hier der gesunde Menschenverstand komplett ausgeschaltet?
Und weiter: “2. Mit dem Stempel ist die Authentizität des Dokuments garantiert. Es handelt sich tatsächlich um eine Antwort der Päpstlichen Kommission ‘Ecclesia Dei’. Die Antwort ist im Auftrag des Präsidenten bzw. des Sekretärs der Kommission erteilt worden.” Man gibt zwar zu, dass man eigentlich überhaupt nicht weiß, wer dieses Schreiben zu verantworten hat, behauptet aber dennoch felsenfest wider alle Vernunft, dass “die Authentizität des Dokuments garantiert” sei. Interessante Logik! Hat man denn bei der PB nicht etwa auch in Erwägung gezogen, dass da eventuell irgend jemand im Vatikan, der es ja bezeichnenderweise vorzog, anonym (!) zu bleiben, sowohl jenem “Gläubigen der Priesterbruderschaft St. Pius X.”, als auch somit diese PB selbst in die Irre führen und somit für dumm verkaufen wollte? So viel an den Tag gelegte Naivität erleichtert um einiges die destruktive Arbeit der Feinde der Kirche! Oder steckt dahinter Berechnung?
■ Aber was steht denn in jenem Antwortschreiben? Sein Wortlaut lautet: “Im Bezug auf Ihr Schreiben von vergangenem 15. Juni, möchte diese Päpstliche Kommission darauf hinweisen, dass die Zelebration der hl. Messe in der außerordentlichen Form des römischen Ritus den knienden Kommunionempfang vorsieht, indem die hl. Hostie unmittelbar auf die Zunge des kommunizierenden Gläubigen gelegt wird. Die Austeilung der hl. Kommunion auf die Hand ist in dieser Form der hl. Messe nicht vorgesehen.”
Damit ist eigentlich überhaupt nichts Bindendes oder Verpflichtendes ausgesagt - alles bleibt letztendlich wage und relativ! Wenn da nämlich gesagt wird, dass man “in der außerordentlichen Form des römischen Ritus den knienden Kommunionempfang vorsieht”, dann bedeutet das in keinster Weise, dass man da die Kommunion nicht auch stehend empfangen könne und dürfe. Und wenn es heißt, die Handkommunion sei “in dieser Form der hl. Messe nicht vorgesehen”, dann darf daraus nicht zwingend die Schlussfolgerung gezogen werden, dass allein die Mundkommunion vorgeschrieben und die Handkommunion verboten sei. Das sind typische Wischi-Waschi-Formulierungen, wie wir sie vom modernistischen Rom auch sonst zuhauf kennen.
Umso erstaunlicher, ja richtig erschreckend, wie der betreffende Autor im MB der PB mit diesem, letzten Endes nichts aussagenden Text, umgeht: “Die jüngste Antwort der Päpstlichen Kommission ‘Ecclesia Dei’ ... gibt den Standpunkt des Papstes bzw. des Apostolischen Stuhles wieder, der bindend ist.” Einem Dokument, welches nicht nur (wohl absichtlich) keine Unterschrift trägt, sondern auch nichts Bestimmtes und Bestimmendes beinhaltet, wird nun sogar abgeleitet, dass es nicht nur einen bestimmten, sondern sogar einen klar umschriebenen “Standpunkt des Papstes bzw. des Apostolischen Stuhles” darlege. Hier wird ein solcher “logischer” Sprung vollzogen, der einem richtig den Atem verschlägt und die menschliche Intelligenz eigentlich einfach nur aufs Gröbste beleidigt!
“Damit hat die Diskussion über die Form des Kommunizierens eine Klärung erfahren. Der Zweifel ist ein für allemal behoben. Man darf davon ausgehen, dass auch eine künftige Instruktion der Päpstlichen Kommission, die die Vorschriften des Motu Proprio ‘Summorum Pontificum’ erklärt und die Vorgehensweise, die bei der Ausführung des Motu Proprio zu beachten ist, entfaltet und bestimmt, die Antwort vom 21. Juni berücksichtigen wird.”
Was soll denn zu so viel an eigentlich schon krankhafter Naivität bzw. zu diesem erschreckenden Maß an hartnäckig die Realität ausblendendem Wunschdenken gesagt werden? Oder sollte man vielleicht es doch lieber anders formulieren: Schämt man sich denn bei der Leitung der Piusbruderschaft nicht, das Volk auf eine solche primitive Weise verdummen zu wollen?
Aber wer dachte, der Höhepunkt der Absurdität bzw. der Wahrheitsverleugnung sei damit bereits erreicht worden, muss sich leider getäuscht sehen! Denn abschließend heißt es in der betreffenden Abhandlung des MB noch: “Die in der nachkonziliaren Liturgiereform in Abweichung vom Konzilsauftrag von Papst Paul VI. 1969 in seinem Motu Proprio ‘Memoriale Domini’ gegen die Bedenken der Mehrheit der Bischöfe zugestandene Handkommunion gründet nur auf einem Indult (einer besonderen Ausnahmegenehmigung - Anm.). Das heißt, die Handkommunion ist eine Abweichung vom allgemein geltenden Recht der Mundkommunion. Die Handkommunion stellt auch für die ordentliche Form des römischen Messritus - rechtlich - eine Ausnahme dar. Die Regel ist die Mundkommunion.”
Giovanni Montini, kein geringerer als der “Papst” der “Konzilskirche” (!), hat, wie das MB ja selbst berichtet, die Handkommunion 1969 eingeführt. Im neuen und für die “Konzilskirche” verpflichtenden Kirchenrecht von 1983 ist im Can. 230 § 3 zu lesen: “Wo es ein Bedarf der Kirche nahelegt ... können auch Laien ... bestimmte Aufgaben ... erfüllen, nämlich ... die Austeilung der heiligen Kommunion”. Und wenn die Laien mit ihren Händen praktisch ohne weiteres die Kommunion austeilen dürfen, dann ist es doch weniger schlimm, dass sie dann logischerweise mit den Händen auch die Kommunion empfangen dürfen! Das muss doch nach den allgemeinen Gesetzen der Logik leicht einzusehen sein.
Und tatsächlich ist seit jener Zeit praktisch von sämtlichen “katholischen” Bischofskonferenzen die Handkommunion eingeführt worden, auch von der italienischen, zu deren Zuständigkeitsbereich ja auch das Bistum Rom gehört! In vielen Ländern ist die Handkommunion nicht nur die Regel, sondern Menschen, die da die Mundkommunion erwarten, werden als eine Art Ausgestoßene behandelt. Ja selbst “Päpste”, wenn sie in diese Länder reisen, teilen da wie selbstverständlich die Handkommunion aus!
Und nun erdreist sich die PB sogar, wider alle Erkenntnis zu behaupten, die “Handkommunion gründet nur auf einem Indult” und stelle “eine Abweichung vom allgemein geltenden Recht der Mundkommunion” dar. Wie blind und naiv muss man denn sein, um eine solche Behauptung aufzustellen! Und obwohl das (nicht unterschriebene) Schreiben aus dem Vatikan lediglich von der sogenannten “außerordentlichen Form des römischen Ritus” spricht, behauptet das MB mit höchster Ignoranz ganz einfach das Blaue vom Himmel herab: “Die Handkommunion stellt auch für die ordentliche Form des römischen Messritus - rechtlich - eine Ausnahme dar. Die Regel ist die Mundkommunion.”
■ Nun, man darf nicht denken, dass alle in der Leitung der PB so dumm und naiv sind, dass sie sich sozusagen kollektiv den Verstand haben ableiten lassen. Irgend jemand, der nicht nur Verantwortung trägt, sondern auch den Durchblick hat, hat ja die betreffende Publikation genehmigt. Also darf man annehmen, dass damit bestimmte Ziele erreicht werden sollen, die in den betreffenden Texten selbst nicht explizit zur Sprache kamen. Wir kennen es ja aus der Erfahrung mit der Einführung vieler modernistischer “Reformen”, wie zuerst bei den Gläubigen die Angst vor den “Neuerungen” genommen und somit der Boden dafür langsam aber stetig bereitet worden ist - eine nicht unbekannte perverse Taktik so mancher durchtriebener Politiker und Demagogen! Was führen also die Verantwortlichen der Piusbruderschaft tatsächlich im Schilde?
Nun, es fällt auf, dass die PB seit einiger Zeit (vor allem seit der Williamson-Affäre Anfang 2009) praktisch aufgehört hat, den “Päpsten” in Rom klar und deutlich deren schwerste Vergehen gegen den Glauben vorzuwerfen. Zwar kritisiert man wie bisher (berechtigterweise) dieses oder jenes Übel am Modernismus, Liberalismus und Ökumenismus und empört sich gegen den Irr- bzw. Unglauben der Pfarrer und Bischöfe, fasst aber dabei den “Papst” sonderbarerweise lediglich mit Samthandschuhen an.
So berichteten wir ja in den “Beiträgen” (Nr. 86, S. 7-16) im Artikel “Joseph Ratzinger im Heiligen Land oder wie die christliche Mission aufgegeben wird” detailliert, wie er da im Mai 2009 vor allem bei seinen Reden und Ansprachen an die Adresse der Juden und Moslems fast schon auf servile Art litaneiartig nur noch seine tiefste Hochachtung vor deren Religionen aussprach und ihnen in höchsten Tönen schmeichelte ...und es dabei tunlichst vermied, Jesus Christus als den göttlichen Erlöser überhaupt zur Sprache zu bringen, geschweige denn Ihn zu predigen. Auf diese Weise hat er praktisch “die Einzigartigkeit und heilsrelevante Bedeutung der Person und des Heilswirkens Jesu Christi geleugnet” (“Beiträge”/86, S. 15).
Und wie reagierte die PB auf diese wiederholten Akte der praktischen Apostasie? Nun, diese skandalösen Äußerungen Ratzingers werden danach im MB im Artikel (von P. Andreas Steiner) “Eine Reise und viele Fragen...” (Nr. 365, S. 26f) nicht einmal mit irgend einem einzigen Wort erwähnt, geschweige denn dass man sie einer (natürlich sachlichen) Kritik unterzieht, was eigentlich zu erwarten gewesen wäre! Stattdessen findet man es lediglich “paradox, dass ein Papst zuerst alle Heiligtümer der anderen Religionen besucht, um zum Abschluss das eigentliche Ziel einer Heilig-Land Wallfahrt aufzusuchen, die Grabeskirche”. Man bedenke, das war die schärfste “Kritik”, die am betreffenden größtes Ärgernis erregenden Verhalten bzw. den Äußerungen Ratzingers überhaupt geäußert wurde!
Das kommt doch einer Kapitulationserklärung vor Ratzinger und dem von ihm geleiteten postkonziliaren und im Glaubensabfall begriffenen Rom gleich! Durch eine solche Art des Schweigens - trotz bester Gelegenheit, Klartext zu sprechen, und ohne, dass geringste Gefahr für das eigene Leben bzw. die Gesundheit besteht! - kann man nämlich ebenfalls zum Kollaborateur der Amtskirche werden, die ja weiterhin zielstrebig die Vernichtung des überlieferten katholischen Glaubens betreibt! Zumal Benedikt XVI. unmittelbar darauf vom MB sogar noch gewissermaßen in Schutz genommen wird: “Ist es nicht paradox, dass ein Papst sich ununterbrochen entschuldigt und dafür noch Schelte einstecken muss?” Was bezweckt also die PB mit dieser Art des Verrates an der Wahrheit?
■ Im MB Nr. 380 (September 2010) ist auf S. 18 unter der Überschrift “Liest der Papst privat die alte Messe?” zu lesen: “(Vatikan) Am 9. Juli sagte Msgr. Bernard Fellay, der Generalobere der Priesterbruderschaft St. Pius X. in einem Vortrag in Brasilien, dass Papst Benedikt XVI. (und auch dessen Sekretär) privat täglich die Heilige Messe im alten Ritus zelebrieren würden. Wegen starker bischöflicher Widerstände sei dieser Umstand jedoch noch nicht offiziell publik gemacht worden.” Daraufhin wird in diesem Artikel von der Stellungnahme des Pressesprechers des Vatikans berichtet, wonach “der Papst privat nicht im alten Ritus zelebriere”. “Es müsse sich um ein ‘Missverständnis’ handeln, so Lombardi, weil der Altar der Privatkapelle des Papstes im Apostolischen Palast direkt an der Wand steht. ... Der Papst verwende für die Zelebration die aktuelle Ausgabe des römischen Missale, so der Pressesprecher des Vatikans.”
Nun, könnte man meinen, sei ja alles geklärt und das “Missverständnis” aus der Welt geschafft. Allerdings besitzt die PB da eine andere, äußerst seltsame und für den normalen Menschenverstand nicht nachvollziehbare “Logik”. Denn da heißt es dann nämlich: “Kardinal Joseph Ratzinger zelebrierte die Heilige Messe im tridentinischen Ritus und tat dies auch öffentlich. Wenn er dies als Papst Benedikt XVI. bisher noch nicht getan hat, obwohl gerade er vor drei Jahren mit dem Motu Proprio “Summorum Pontificum” die Bewahrung des ‘alten Ritus’ als außerordentliche Form des römischen Ritus gefördert hat, sagt dies viel über jene ‘Widerstände’ aus, von denen Bischof Fellay in Bahia sprach.”
Ja, Ratzinger hat als “Kardinal” einige wenige Male, wenn er nämlich zum Beispiel in einem der Häuser der Petrus- oder Piusbruderschaft weilte, den “tridentinischen Ritus” verwendet. Aber dies als eine außergewöhnliche heroische Leistung hervorzuheben, ist nicht nur komplett absurd, sondern wäre mit dem Versuch zu vergleichen, zum Beispiel einen Luther oder Calvin heilig sprechen zu wollen, nur weil sie bei all ihren Häresien zwischendurch auch mal etwas Wahres und Zutreffendes gesagt haben!
Durch das widerspruchslose Abdrucken der Klarstellung des offiziellen Vatikansprechers und der Gründe, die dafür sprechen, dass Ratzinger eben nicht die “Messe im alten Ritus” zelebriert, und dazu auch noch “täglich”, gibt ja die PB selbst zu, dass die betreffende Behauptung ihres Generaloberen unzutreffend ist. Aber aller gesunden Logik zum Trotz hält sie dennoch weiterhin die auf der betreffenden Falschinformation ihres Bischofs Fellay aufgebaute Behauptung aufrecht, ihr “Papst” würde deswegen “noch nicht” öffentlich den Ritus von 1962 verwenden, weil es eben jene “starken bischöflichen Widerstände” gebe. Wenn behauptet wird, dass die Information A die Ursache für die daraus resultierende Schlussfolgerung B sei, und sich dann herausstellt, dass die Behauptung A unzutreffend ist, dann kann man doch keinesfalls die Schlussfolgerung B aufrechterhalten! Denn weder würde dies etwas mit Seriosität zu tun haben noch würde eine solche Art der Argumentation echte Liebe zur Wahrheit offenbaren können.
Nein, die betreffende Verhaltensweise der PB deutet eher darauf hin, dass da mit der Wahrheit auf eine äußerst unsittliche Weise gespielt wird. Daraus spricht eine klar berechnende Taktik. Offensichtlich will man es nicht nur nicht mit den römischen “Autoritäten” verscherzen, mit denen man ja seit über einem Jahr ganz offiziell Verhandlungen in der Absicht einer kompletten Eingliederung der Piusbruderschaft in die “Konzilskirche” führt, sondern auch den eigenen Gläubigen etwas vormachen, um sie auf etwas vorzubereiten bzw. sie für etwas “weich zu kochen”, wobei sie sonst kaum mitmachen würden!
Viel aussagend über diese einen jeden ehrlichen und die katholische Wahrheit aufrecht suchenden Menschen mit Schrecken erfüllende Taktik der PB sind ihre eigenen Worte, die in jenem, oben bereits erwähnten Heft Nr. 365 (Juni 2009) ausdrücklich auf Ratzinger bezogen werden: “Natürlich, wenn wir jetzt kritisieren, heißt es: Das ist wieder typisch. Die Priesterbruderschaft ist immer kritisch. Nichts ist ihr recht, dabei ist der Papst so freundlich mit ihnen. Das ist in der Tat nicht abzuleugnen. Also wollen wir nicht kritisieren.”

P. Eugen Rissling

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